Werk

Ein zweiter Morgen

Der am wenigsten betrunkenen Mann identifizierte eine Tür im Hof; zusammen stiegen wir nach unten. Jeder Kellerraum war mit einem Vorhängeschloss versehen, ein sichtlich unheilbringender Gang führte jedoch weiter. »Keene Angst«, versicherte der Kohlenträger und setzte torkelnd fort, eine Kurve nach der anderen. Schließlich fanden wir in einem Winkel, der so fern war, dass ich annahm, wir hätten das Grundstück, auf dem das Haus stand, verlassen, die Durchgangsstraße überquert und die Querstraße auf der anderen Seite betreten, einen offenen Lagerraum. Der Mann riss die Tür auf. Und dort, im Licht der Glühbirne im Gang, leuchtete matt und – zugegeben – etwas modrig der Schatz
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Ariskopi
Ein Buch über und an Aris Fioretos

»Wir wollten diese Festschrift machen wie Arisʼ Werk es ist: ebenso komplex wie beweglich, lyrisch wie akademisch, mit einem zeitgenössischen Sinn für Ernst und Absurdität. Wir haben auch das Buch wie ein Baum machen wollen, mit Verästelungen, die sich in unterschiedliche Richtungen strecken: zu Freunden und Freundinnen unter den Autoren auf der internationalen Bühne, zu Forschern und Lehrerkolleg*innen in Stockholm, sowie zu Künstler*innen, mit denen er über die Jahre zusammengeabreitet hat.«
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Poetica 5:
Rausch. States of Euphoria.

Seit ihren Anfängen sucht die Poesie daher die Nähe zum Rausch. Einst »Höhenflug« genannt, geht die Entzückung heute auch als »high« durch. Jemandem, der höhere Geisteszustände erreichen möchte, scheint jedes Mittel recht. Zum Zauber des Musenkusses sind inzwischen die Gedankengirlanden des Opiums, die Kicks des Kokains, das Happy Face von Ecstasy als Förderer hinzugekommen. Aber wo befindet sich die Poesie, wenn sie derart »außer sich« ist? Wie sieht eine Sprache des Kontrollverlusts aus? Und gibt es sie wirklich: die künstlichen Paradiese?
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Fliegender Teppich mit vier Beinen

»Als Kind hatte ich nie eine klare Antwort auf die Frage, was ich denn sei. Ich empfand lange, dieser Mangel wäre mein Fehler. Später, in der Jugend, dachte ich eher, die Frage selbst sei das Problem. Heute bin ich gelassener. Heute verspüre ich keinen Bedarf nach Eindeutigkeit. Ich besitze einen schwedischen Pass. Privat fühle ich mich am ehesten jedoch im Unterschied der Kulturen zueinander zuhause. Leute wie ich sind Ein-bisschen-von-vielem-Menschen. Mein Rückgrat ist griechisch, meine Nerven österreichisch, meine Zunge schwedisch.«
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