Die dichte Welt

Erzählung · Sinn und Form · 2017, Fünftes Heft, S. 631–642

Hinc Poenus, hinc Afer urget.

(Prädikat im Sing. merken.)

Hier dringen die Punier und dort die Afrikaner ein.

– Erik Tidner, Latinsk grammatik (1965)

Das Gewirr war dicht, nicht besonders schön, undurchdringlich. In einer Zeit, in der von schwedischen Gymnasiasten erwartet wurde – es waren noch die grauen siebziger Jahre –, daß sie Bleistift und Radierer verwendeten, schrieb J. stets mit Kugelschreiber. Am liebsten benutzte er einen mit vier Farben: rot, grün, blau, schwarz. Trotz der Auswahl nahm er immer die schwarze Tinte. Während ich über die Frage nachdachte, die der Lateinlehrer uns gerade gestellt hatte (es ging um die dritte Person Singular von esse im Futurum exactum), klickte er mit seinem Kugelschreiber – vorgebeugt, den Ellbogen auf dem Tisch und seinen Mund gegen den Handrücken gedrückt. Ich ahnte ein kompliziertes Lächeln. J. mußte nicht lange über die Antwort nachdenken. Er hatte Latein binnen ei­nes Herbstmonats gelernt und widmete sich nunmehr seinen privaten Studien. Nichtsdestotrotz dauerte es noch einige Wochen, bis ich verstand, was sich hinter dem Tintendickicht verbarg.

Wir waren ein ungleiches Paar – ich ein gelegentlich schwänzender Heraus­geber der Schülerzeitung und gut in Sport; er ein gewissenhafter Genius, aber ungelenk. Außerdem waren wir Sitznachbarn, also schielte ich in J.s Heft in der Hoffnung, dort die richtige Antwort zu finden. Tinte konnte nicht wegradiert werden, dennoch fand ich keine passende Verbform im Dickicht. Jedesmal, wenn er mit dem, was er aufgezeichnet hatte, nicht zufrieden war, überschrieb er es mit kleinen Ösen – eine endlose Folge von zusammengedrückten Schreibschrift-o’s, die, als er nochmals über die Zeile ging, zu Stacheldraht wurden. Es war nicht vorgesehen, daß jemand das Geschriebene entziffern konnte. Niemand, auch er nicht, durfte das Dickicht durchdringen und die Worte dahinter erblicken.

Am Ende des Schultags wölbte sich die gefüllte Seite im Heft.

Neben Latein war der Selbstmord die große Herausforderung dieses vorletzten Herbsts im Gymnasium. Wir sortierten die Argumente während der Mittagspause in der Bibliothek. Am Ende blieben zwei radikale Alternativen. Diejenigen von uns, die den Tod von eigener Hand bejahten, sahen ihn als letzten Willensakt eines Menschen. Der Selbstmörder war Kapitän auf der SMS Ich, die gerade mit wehen­der Fahne sank, stolz oder trotzig bis zuletzt. Wer wollte sein Leben nicht so be­enden, auf der Kommandobrücke, breitbeinig, die Finger an der Schirmmütze?

Diejenigen, die gegen den Freitod waren, betrachteten ihn dagegen als klarstes Zeichen dafür, daß ein Mensch die Macht über sich selbst verloren hatte. Hier konnte von einem Tod von »eigener« Hand keine Rede sein. Im entscheidenden Augenblick, als das Leben den Menschen verließ, möglicherweise mit einem erleichterten Seufzer, änderte sich sein grammatischer Status. Als Selbstmörder stand man, strenggenommen, nicht in der ersten, sondern in der dritten Person Singular. Man war zum ichlosen Jemand geworden, der freiwillig das Ruder aus der Hand gegeben hatte. Auf der SMS Nicht-Ich blieben nur die Ratten zurück. Und wer wollte ihnen das letzte Wort überlassen?

Wir waren fünf Jungen in der Klasse II, Humanistischer Zweig, die sich um das Schachbrett in der Bibliothek versammelten. Zwischen den Zügen wurden die Argumente geprüft. Als es schließlich Zeit wurde abzustimmen, waren zwei für, zwei gegen den Selbstmord. Der fünfte in unserer Gruppe weigerte sich, Stellung zu beziehen. Heute, viele Jahre später, ist die Hälfte von uns noch am Leben. Derjenige von uns, der das Thema vorgeschlagen hatte, der Klassen-Existen­tialist, der unsere Gruppe mit eigenhändig gebundenen Photokopien philoso­phischer Grundtexte versorgte, wurde Psychotherapeut in einem Nachbarland. Der Sohn des Priesters, der Kierkegaard mochte und es in die Leichtathletik-Nationalmannschaft schaffte, starb kurz vor der Jahrtausendwende. Was mit dem Trompeter in der Heilsarmee passierte, weiß ich nicht. Aber der letzte in unserer Runde, er, der sich nicht zwischen Ja und Nein entscheiden wollte, nahm sich das Leben. Das war J.

J. trug einen Nachnamen, der mit son endete und zu den häufigsten unseres Lan­des zählt. In seinem Fall war es schwierig, die deutsche Bedeutung des Namens wegzudenken: Was auch immer J. war, er war anders als wir, er war Anders’ Sohn. Auch der Vorname war apart. Nicht weil er unter Jungen unserer Generation so ungewöhnlich gewesen wäre. Sondern weil J. ihn als Bezeichnung für das, was sich hinter dem Dickicht in seinem Schreibheft versteckte, benutzen sollte.

Da die Abstimmung die Frage nicht gelöst hatte, debattierten wir weiter. Der Ka­merad mit Zugang zu einem Kopierer meinte, der Selbstmord sei die erste philo­sophische Frage, zu der man als Erwachsener Stellung beziehen mußte; also auch wir. Im Unterschied zum Ablativus absolutus und zu Integralrechnungen, Got­tesbeweisen und zum Theodizeeproblem konfrontiere sie uns mit einer ebenso praktischen wie grundlegenden Frage: War das Leben es wert, gelebt zu werden? Wer konnte behaupten, daß es eine wichtigere Antwort gab? Er persönlich be­trachtete den Freitod eher als denkbaren Ausweg denn als verbotene Sackgasse. Ein Mensch war demnach in der Lage, die Herrschaft über sich selbst bis zum letzten Atemzug zu bewahren. Und keine anderen Mächte – Staat, Kirche oder Krankheit, Mißwirtschaft, unglückliche Liebe – darüber entscheiden zu lassen, wann das Leben enden sollte, sondern selbst den Schlußpunkt zu setzen.

Bei näherer Betrachtung, gab der Klassenexistentialist zu bedenken, verfüge der Suizidale über mehrere Möglichkeiten und Techniken. Da gab es den Strick, der nur einen Dachbalken brauchte, wonach die Schwerkraft den Rest erledigte. Da gab es Steine, die in die Taschen gestopft wurden, bevor man ins Wasser watete. Und da gab es die Eisenbahnschienen zwischen unserer und der größeren Nach­barstadt, die allerdings, da waren sich alle einig, eine unwürdige Lösung waren. Der Lokführer würde nach dem Schock nicht mehr derselbe sein, und ein philo­sophisch geschulter Selbstmörder zog andere nicht mit ins Verderben. Da gab es schließlich die Schlaftabletten der Eltern, unsere eigenen Rasierklingen und die wenigen Gasöfen, die man noch in den Abrißhäusern hinter dem Bahnhof finden konnte, wohin einer von uns gerade umgezogen war.

Aber die würdevollste Art, sich das Leben zu nehmen, warf ich ein, der wahre Triumph, war das nicht der Revolverschuß? Der Knall am Haaransatz schien mir der finale Paukenschlag zu sein. So nahm der technisch versierte Suizidvirtuose doch Abschied, wenn er das letzte Ereignis seines Lebens nicht anderen Mäch­ten überlassen wollte – in einer Wolke aus Pulverdampf, die das Bewußtsein ein für alle Mal auslöschte, ohne Hoffnung auf ein Comeback. Richtig ausgeführt war der Revolverschuß sogar einen Artikel in der Schülerzeitung wert.

Die Proteste ließen nicht auf sich warten. Wußte ich denn nicht, wie leicht man das Ziel verfehlte? Im kritischen Augenblick zitterte meistens die Hand – ob aus Feigheit, Angst oder Zaudern, spielte kaum eine Rolle –, und man fügte sich nur eine fatale Wunde zu. Wünschte ich mir, den Rest meines Lebens als lallender Idiot in einer der Nervenheilanstalten am Rande der Stadt zu verbringen? Virtu­ose? Pah. Wenn ich es wider Erwarten schaffte, mir einen Revolver zu besorgen, mußte ich die Mündung in den Mund stecken. Nur wenn das Metall gegen den Gaumen drückte, konnte ich sicher sein, künstlicher Ernährung und Erwach­senenwindeln zu entgehen. Inwiefern die Spritzer an der Wand hinter mir ein gepflegter Abgang waren, müßten die Klassenkameraden entscheiden, die die ästhetischen Fächer des humanistischen Zweigs belegten.

Während unserer Diskussionen sagte J. nicht viel. Meistens saß er, den Ellbogen auf dem Tisch und den Mund gegen seinen Handrücken gepreßt, tief in die Fol­gen eines hypothetischen Zugs auf dem Brett versunken. Die Oberlippe zierten weiche, schwarze Haare, sonst war sein Gesicht von bösartigen Pubertätsaus­schlägen bedeckt, die er mit einer dicken weißen Paste behandelte. Er wechselte zwischen zwei Hemden – das eine lachsrosa, das andere pistaziengrün, beide auf der Innen- und Außenseite schmutzig. Die Manschetten blieben zugeknöpft, nicht nur während der warmen Jahreszeit, sondern auch im Sportunterricht, wenn er zwar zur kurzen Hose wechselte, aber es vorzog, Hemd und Unterhemd anzubehalten.

Während wir Basketball spielten, trieb J. für sich alleine Sport. Seine Übungen beschränkten sich für gewöhnlich auf einen Marsch an den Sprossenwänden ent­lang. Wechselweise hob er die Knie bis zum Brustkorb, die Füße setzte er mit der ganzen Sohle auf den Boden. Gleichzeitig bewegten sich seine geballten Fäuste auf und ab, als hielte er einen Krummstab oder eine Standarte. Gelegentlich kon­jugierte er dabei lateinische Verben, am liebsten sang er jedoch Wagner. J. hatte eine tiefe und schöne Baßstimme, die vor Zorn zittern, vor Indignation beben konnte. Und wenn sie sich den sumpfigen Böden der Traurigkeit näherte, bekam sie etwas ebenso Verschwommenes wie Bodenloses – als wüßte diese Stimme unendlich mehr über Verluste als wir anderen.

Siegfried und Parsifal waren seine großen Helden, aber wenn J. sang, machte er sich lieber zum Sprachrohr Alberichs, des ersten Besitzers des Rings, oder auch des alten Titurel, des Königsvaters, der über den Gral wacht. Manchmal versetzte er sich sogar in Fafner, den Drachen, der sowohl das Rheingold als auch den Herrscherring schützt. Aus J.s tiefer Stimme sprach ein älteres Wissen, eine Er­kenntnis, die jüngere Generationen nicht verstehen werden können.

Sobald er bei einer Arie steckenblieb, was stets passierte, bevor er die vierte Sprossenwand erreichte, mußte J. von vorn anfangen – nicht vom Legato, bei dem seine Zunge gestolpert war, sondern vom ersten Takt an, so daß er nie zum Ende kam, ehe die Schulglocke läutete. Es gab etwas in seiner Körpermotorik, etwas mit Rhythmus und Satzfügung Zusammenhängendes, das niemand ver­stand. Eine dunkle, geheime Mechanik, eine Einübung in eine andere Gangart, die auf seine persönliche Beziehung zur Welt verwies. Aber auch wenn wir nicht begriffen, welche Kräfte ihn antrieben, konnten wir uns kaum des Eindrucks erwehren, daß der Versuch, ohne Rückschlag durch das Solostück zu kommen, etwas mit dem Tintendickicht in seinem Schulheft zu tun hatte. Die Wiederho­lung war die einzige Methode, mit der J. einen Fehler zugleich ausradieren und vergessen machen konnte. Der Fehlversuch wurde mit neuen Tönen überschrie­ben. Und wieder neuen.

In den Stunden, die ich nicht schwänzte, wurde ich Zeuge dieser Technik. Wäh­rend ich zu verstehen versuchte, wie ein sogenannter poetischer Plural sich vom Plurale tantum unterschied, schrieb J. die Antwort in sein Heft; gleich darauf überschrieb er sie – noch schneller. Obwohl wir Nachbarn waren, befanden wir uns offensichtlich in unterschiedlichen Welten. Ich hatte es aufgegeben, seine Hilfe zu suchen, spürte aber seinen Ellbogen an meinem und verstand, er legte gerade Stacheldraht aus. Ich selbst bewegte mich in der toten Sprache wie ein Spatz, der von einem Krümel zum nächsten hüpft. Sobald das Subjekt des Satzes identifiziert war, brachte mich das Prädikat zum Grübeln. Handelte es sich um einen Relativsatz? Oder eher um eine passive periphrastische Konjugation? Als ich endlich die Konstruktion erraten hatte, machten mich die Adverbien unsi­cher. Und wenn es ausnahmsweise keine gab, gab es immer irgendein Wörtchen, das sich querstellte und schlichtweg weigerte, der Bedeutung, die das Wörter­buch anbot, zu entsprechen.

Manchmal grunzte J. Bereits zu Schulbeginn hatte er klargestellt, daß Pfusch un­ter seiner Würde war; ich konnte nicht mit seiner Hilfe rechnen. Nun war es un­möglich auszumachen, ob das Grunzen meine Begriffsstutzigkeit kommentierte oder ob er in Gedanken versunken war. Kaum hatte J. die Frage beantwortet, kehrte er zum Anfang des hingeschriebenen Satzes zurück, um ihn wie gewohnt mit Schreibstil-o’s zuzudecken. Das schwarze Dickicht überwucherte das Ge­schriebene wie Unkraut einen Garten.

Je öfter ich an diese sonderbare Gewohnheit dachte, desto mehr erinnerte sie mich an sein Verhalten während des Sportunterrichts. Es war, als ob J. sich selbst einzuholen versuchte, als ob er das, was die Hand soeben geschrieben hatte, annullieren wollte. Aber es gab einen Unterschied. In der Sporthalle geschah nie das, was auf dem Papier passierte. Wenn J. stolperte und die Arie von vorn anfing, kehrte er nicht zur ersten Sprossenwand zurück. Statt dessen marschierte er weiter die Wand entlang. Während des Sports folgte er den Anweisungen des Lehrers und den Konventionen, die für die Bewegung von Körpern im Raum galten. Manchmal nahm er sogar an unseren Basketballspielen teil. Allerdings blieb er am Rand des Geschehens, und wenn man es vermeiden konnte, paßte man ihm nicht den Ball zu. Denn man mußte damit rechnen, daß J., statt den Ball zu fangen, die Handteller zum Schutz hob. Eines Tages blieb er jedoch unter dem Korb des Gegners stehen. Ich näherte mich bei einem Konter und spielte ihm, ohne nachzudenken, den Ball zu. Er fing ihn mit steifen Armen und gespreizten Fingern, drehte sich in einer einigermaßen flüssigen Körperbewegung um – und machte die ersten zwei Punkte seines Lebens.

Kaum prallte der Ball auf den Boden, lief J. Amok. Die Freude, die in seiner Brust aufblühte, kannte keine Grenzen. Singend und grunzend führte er einen Kriegstanz auf. Die Knie hoben und senkten sich, die geballten Fäuste ebenso, wobei er immer seltsamere Geräusche ausstieß. Für sich genommen überraschte diese Körpertechnik nicht. Wir waren seine Motorik gewohnt, wir hatten den Ge­sang und die gutturalen Geräusche oft genug gehört. Aber nun geschah alles auf einmal und doppelt so schnell wie üblich. J. lief nicht weg, sondern blieb unter dem Korb stehen. Als ob er mit aller Kraft seinen Platz in der Welt verteidigen wollte.

Je weiter der Herbst fortschritt, desto unruhiger wurde die Stimmung am Schach­brett. Der Klassenexistentialist meinte, wir hätten genug debattiert. J. müsse sich entscheiden. War er nun für oder gegen den Selbstmord? Eine Mehrheitsent­scheidung war überfällig. Während J. nachdachte, konnten diejenigen von uns, die das wollten, ihre Ansicht noch einmal überprüfen. Die Freiheit, seine Mei­nung zu ändern, gehörte zu den grundlegenden Rechten eines Menschen.

Um die endgültige Entscheidung zu erleichtern, machte der Klassenexistentialist eine Photokopie der wichtigsten Schrift zum Thema, die in einem kleinen, kom­pakten Band herumgereicht wurde. Einer nach dem anderen liehen wir sie uns aus. Da es noch nicht möglich war, beidseitig zu kopieren, zumindest nicht ohne großen Aufwand, folgten auf jede beschriebene zwei weiße Seiten. Wenn man den Text las, kam es einem also vor, als würde er regelmäßig die Augen schlie­ßen. Auch das Buch, die vermeintlich wichtigste Referenz zur Frage, schien sich nicht eindeutig entscheiden zu können. Für den Umschlag hatte der künftige Psychotherapeut Tapetenpapier benutzt, auf dem Rücken waren Name und Titel auf ein schmales Band gestanzt. Die unebenen weißen Druckbuchstaben erho­ben sich aus dem blauen Plastik: CAMUS_DER_MYTHOS_VON_SISYPHOS.

Als alle den Essay gelesen hatten, besaßen wir einen neuen Begriff, um den Selbstmord zu verstehen. Demnach war das Verhältnis des Menschen zur Welt von einer Vernunft geprägt, die ihn gegen die Schöpfung stellte. Im Unterschied zu Tieren und Maschinen besaß er ein Bewußtsein von sich selbst, dementspre­chend auch von der Eigenart seiner Situation. Der Mensch war von einer Sehn­sucht nach Einheit, Klarheit und Kohärenz getrieben, die jedoch nie ganz gestillt werden konnte, da Welt und Bewußtsein unterschiedliche Größen waren. So of­fenbarte sich »das Absurde« im Dasein.

Der Trompeter der Klasse fragte, ob der Freitod damit nicht einer Kapitulation gleichkomme. Der Mensch gab den Versuch auf, die Vernunft mit der Wirklich­keit, das reiche Innenleben der Seele mit den kalten Fakten zu versöhnen. Aber warum? Das Dasein konnte ja ebensogut als »absurd« betrachtet werden. Eine tapfere Person, eine, die trotzdem bereit war, in ein Loblied auf eine höhere Macht einzustimmen, eine Macht, die vielleicht nicht existierte und nie existiert hatte, eine solche Person resignierte nicht, sondern entschied sich auszuhalten. Statt unterzugehen gründete eine tapfere Person ihr Leben auf das Unsinnige desselben. Auch das war eine Kunst, eine »absurde« Lebenskunst, vielleicht die einzige, die den Namen verdient. Camus zufolge war dieser Lebenskünstler ein stiller Revolutionär. Trotz dessen trostloser Erfahrung, den Steinblock, mit dem er sich abmühte, jeden Abend wieder den Berg hinunterrollen zu sehen, mußten wir uns das Lächeln des griechischen Königs als ein glückliches vorstellen.

Jetzt lagen sämtliche Argumente auf dem Tisch. Diesmal konnte J. sich nicht schweigend den nächsten Schachzug überlegen. Wenn niemand seine Meinung geändert hatte, würde seine Stimme die Entscheidung bringen. Erwartungsvoll lehnten wir uns über das Brett. Mit dem Mund am Handrücken bewegte J. eine der Figuren. Das wirkliche Problem, ließ er uns leise wissen, war weder die lä­cherliche Vernunft des Menschen noch die eventuelle Absurdität des Daseins. Sondern die »Dichte« der Welt.

Wie bitte, die Dichte?

Ja. Sprach Camus nicht von der »dichten Welt«?

Vielleicht. Wir schüttelten die Köpfe; niemand hatte die Formulierung be­merkt.

J. erklärte, der Ausdruck verweise auf die unerbittliche Wirklichkeit, von der die menschliche Vernunft umgeben sei und die ihm das Gefühl verleihe, anders als Gras und Steine zu sein – ja, sogar als die Luft, wenn diese aus der physi­kalischen Perspektive betrachtet wurde. Kantinenessen, Wetterlage, geschnitzte Holzfiguren: All das gehörte zur dichten Welt. Um zu verstehen, welche Bedeu­tung sie im Leben eines Menschen erlangen konnte, müßten wir uns eine Person vorstellen, die aus irgendeinem Grund in eine unmögliche Situation geraten war, in eine Verlegenheit, in der kein Zugeständnis und keine Belohnung sie zum Aushalten hätte überreden konnte. Aber auch wenn die Situation unerträglich geworden war, konnte man sich ihr nicht entziehen. Mit anderen Worten: Die Welt war »dicht« geworden.

Im Schach hieß eine solche Gemengelage »Zugzwang«, fügte J. hinzu und stand auf. Der Begriff bezeichnete einen vertrackten Zustand, der manchmal in einer Partie eintreten konnte. Ganz gleich, wie der Spieler sich verhielt, es gab keinen vorteilhaften Zug, keine erfolgreiche Technik. Sämtliche Möglichkeiten waren erschöpft. Gleichwohl mußte er einen Zug machen, da das Regelwerk ihm nicht erlaubte, darauf zu verzichten.

Wir schwiegen, bis die Glocke läutete. Das Wort Zugzwang hatte uns unsicher gemacht; irgendwie schien die Frage des Selbstmords nun auf unbestimmte Zeit aufgeschoben zu sein. Diejenigen von uns, die Latein hatten – J. und ich –, gingen die Treppe zum dämonischen Lehrer hoch. Auf dem Umschlag des Schuljahrbuchs hatte er mit einem Totenkopf in der Hand und vorgeschobenem Kinn posiert, als sähe er gerade seinen alten Freund Yorick wieder und erkun­dige sich nach dem Leben auf der anderen Seite.

Sobald wir uns hingesetzt hatten, bat der Lehrer J., das zu machen, was nur J. konnte: Er solle die Beziehungen der römischen Götter zueinander erklären. J. hatte dies schon oft getan; jedesmal, wenn er die Tafel übernahm, wuchsen die Stammbäume zusammen. Erst wurden die Verwandtschaften verzwickt, dann un­überschaubar, zuletzt war die Tafel vollständig von genealogischen Verästelun­gen bedeckt. Auch hier, in dieser Welt aus Kreide und Schwamm, korrigierte er seine Fehler nicht wie andere. Statt sie auszuwischen, überschrieb er sie mit Sta­cheldraht-o’s. Bald bestand die Tafel aus einem Wirrwarr von Linien. Am Ende hatten wir nur begriffen, daß auch Götter außereheliche Kinder bekamen.

Diesmal hatte J. jedoch keine Lust zu zeigen, wie der Gott des Ackerbaus, Quiri­nus, mit Romulus assoziiert war. Oder wieso Minerva im Laufe der Zeit die Rolle der Beschützerin Roms übernahm. Es war Zeit geworden zu zeigen, womit er sich in den letzten Wochen beschäftigt hatte. Methodisch schrieb er ein unverständ­liches Wort nach dem anderen auf, voller kantiger Konsonanten und gefolgt von einem Asterisk. Während wir uns in intransitive Verben vertieft hatten, hatte er seine eigene Sprache geschaffen. Im großen und ganzen schien sie indoger­manischen Idiomen zu folgen, was Grammatik und Satzbau betraf. Aber es gab ausschließlich unregelmäßige Verben – daher der Asterisk –, und keines schien weniger als sechs Silben lang zu sein. Als der Lehrer die Fassung zurückerlangt hatte, es dauerte ein wenig, bis er den Mund wieder schließen konnte, fragte er, ob die Sprache einen Namen habe. J. lächelte sein kompliziertes Lächeln. »Jesperanto.«

Hinter dem Stacheldraht in seinem Heft verbarg sich eine geheime Mundart, ebenso schwer zu ermitteln wie das zornige Gewirr, das sie überdeckte. Wäh­rend Esperanto die Sprache der Hoffnung war, die Menschen aus allen Ecken der Welt zusammenführen sollte, jenseits historischer Konflikte und nationalisti­scher Ideologien, wurde Jesperanto von einer einzigen Person gesprochen. Die Substantive fingen in der Regel mit drei oder vier Konsonanten an und kamen oft ganz ohne Vokale aus. Die Verben waren durchgehend lang, die Präpositionen wurden durch freistehende Pfeile markiert, die Richtung oder Befindlichkeit an­gaben. Die Anzahl der Adjektive war begrenzt. Außer Worten für »schwarz« und »weiß«, die J. brauchte, um über Schach zu reden, fehlten Farbbezeichnungen, und noch hatte er keine Eigenschaftsworte für Gemütszustände erschaffen. Als wir fragten, was denn »salzig« und »sauer« und »süß« heiße, improvisierte er Antworten, die umgehend ins Glossar aufgenommen wurden. Sicherheitshalber steigerte er die Worte noch, damit auch dies geklärt war. J. hatte eine Sprache für ein Land erschaffen, das nicht existierte, für eine Kul­tur ohne Vergangenheit. Die Worte waren erkennbar; es war möglich, den Satz­bau nachzuvollziehen, auch wenn es »absurder« Anstrengungen bedurfte, um das Muster auszumachen, dem ein multisyllabisches Zeitwort folgte, als er es konjugierte. Manchmal beispielsweise schien der Unterschied zwischen erster und zweiter Person Singular nicht durch die Endung, sondern mitten im Wort markiert zu sein, irgendwo zwischen vierter und fünfter Silbe. Die wichtigste Aufgabe einer Sprache zu lösen war J. jedoch nicht gelungen. Es gab niemanden, mit dem er reden konnte. Jesperanto blieb eine Privatsprache. Möglicherweise hatte er uns einen Einblick in das gegeben, was sich hinter dem Tintendickicht versteckte. Aber eigentlich war das Geschriebene ebenso unzugänglich wie frü­her, es sah nur anders aus.

Als wir versuchten, die Worte auf der Tafel auszusprechen, schlug unsere Mun­terkeit bald in Verlegenheit um. Der Einblick in diese Welt, in der J. ganz er selbst war, machte uns scheu. Jetzt, da er uns sein selbstgeschaffenes Reich gezeigt hatte, schien er uns mehr denn je anders zu sein. Mit der Kreide in der Hand und dem Rücken zu uns wirkte er zugleich glücklich und verloren. Ich erinnerte mich an ein paar Zeilen in der Photokopie, die in den Wochen davor zirkulierte. »Aus diesem Verstoßen-sein gibt es für ihn kein Entrinnen«, ver­merkte der französisch-algerische Philosoph, »weil er der Erinnerungen an eine verlorene Heimat oder der Hoffnung auf ein gelobtes Land beraubt ist.«

Es verging einige Zeit, in der Woche vor Weihnachten hatte ich mich jedoch entschieden. Als wir uns für die Sportstunde umzogen, fragte ich, ob Jesperanto Worte für BasketballFoul und Punkte enthielt. Wie verhielt es sich mit Spros­senwand oder Kasten? Und war es denkbar, das Vokabular mit Bezeichnungen für PurzelbaumHandstand und Reise nach Jerusalem zu ergänzen? Wenn es solche Worte gab, oder wenn J. sich vorstellen konnte, sie zu erschaffen, würde ich gern eine Reportage darüber schreiben, wie es war, seine Sprache selbst hervorzubringen. Zwar war ich in Sport besser als in Latein, so daß er mit meiner ungelenken Grammatik Geduld haben mußte, aber ich versprach, mein Bestes zu geben. Und vielleicht spielten wir ja bald wieder Basketball in derselben Mannschaft?

J. blieb mit der kurzen Hose in der Hand stehen. Er war offensichtlich überrascht und wußte nicht, wie er auf die Frage reagieren sollte. Grunzend zog er die Hose über die Unterhose. Während er Hemd und Unterhemd in die Hose steckte, knurrte er auf seine rätselhafte Weise weiter – mir kam es vor, als wären die Geräusche der dunkle Humus seiner Sprache –, dann zog er die Hose hoch und erklärte, daß Jesperanto nicht wie andere Sprachen sei. Es erfordere Fürsorge und Nachdenklichkeit, und was die Deklinationen betraf, sei auf allgemeine Re­geln kein Verlaß. In jedem Einzelfall gebe es Ausnahmen, die nur er kenne.

Ich nickte übertrieben. J. ahnte, was seine Darlegungen mythologischer Bezie­hungen mir bedeuteten – insbesondere das Verhältnis der römischen Götter zu den griechischen, das ich manchmal in der Schülerzeitung kommentierte. Als wir in den Sportsaal gingen, stellte er sich beim Aufrufen dennoch neben mich. Und als wir uns in Mannschaften aufteilten, ließ er sich in meine wählen. Ich deutete dies so, daß er sich doch vorstellen konnte, mich in seine unzugängliche Sprache einzuweihen.

Gleichwohl sollte es dauern, bis J. soweit war. Er muß bei dem Gedanken gezö­gert haben, nicht länger allein mit seiner Sprache zu sein, oder ihm fehlten noch Worte für wesentliche Aspekte der Welt – für Farben, Sporthallen, die Bewegung der Körper durch Zeit und Raum – und er wollte sie erst ermitteln, bevor er einen Gast in sein Jesperanto hineinließ. Wie auch immer, es dauerte bis zum nächsten Halbjahr, ehe ich ein Visum erhielt.

In der ersten Lateinstunde des neuen Jahres bat uns der Lehrer, die Plätze zu tauschen. Wir hatten nun sechs Monate neben demselben Nachbarn verbracht. Eine Veränderung sei gut, und außerdem wolle er selbst etwas Abwechslung. Mit einem breiten Grinsen und gegen das Lehrerpult gepreßten Händen versuchte er, das Möbelstück von sich zu schieben. Als das nicht ging – der Katheder war am Boden festgeschraubt –, begnügte er sich damit, den Stuhl weiter nach hinten zu rücken. Das Grinsen blieb in seinem Gesicht, aber niemand vermochte zu sagen, welche Shakespearefigur er diesmal darstellte. Langsam bekam das Lächeln et­was Luziferisches. Mit liebevoll zischender Stimme – spielte er Jago? – fragte er, ob jemand sagen könne, welche Präpositionen am besten die neuen Verhältnisse zwischen dem Möbel und den Personen im Klassenzimmer beschrieben.

Wir waren noch dabei, uns zurechtzufinden, und niemand hatte Lust, mit vagen Vorstellungen davon ertappt zu werden, wie die neuen Umstände sich auf latei­nische Fälle auswirkten. Außerdem waren der Bezeichnungen viele. Auch wenn es sich um eine lokative Form handelte, hing die Bezeichnung davon ab, ob ein gewisses Objekt auf etwas lag oder davor stand, sich drinnen oder darunter be­fand. Die Welt auf Latein zu beschreiben, machte sie zugleich unübersichtlicher und klarer. Sie bildete ein Terrain aus lauter klaren, schneidenden Glasstücken. Keiner wollte falsch auftreten.

Ich spürte die Augen des Lehrers in meinem Rücken und entwickelte sicher­heitshalber eine unerwartet komplizierte Beziehung zu meiner Schultasche. Aber er ließ sich nicht täuschen oder fand Interesse an den überraschenden Verbindungen zwischen mir und den Büchern auf meiner Bank. Er räusperte sich liebevoll, brummte diabolisch und wollte mich gerade bitten, irgendeinen spannenden Aspekt der lateinischen Präpositionen zu erklären, als J. den Stuhl heranzog, damit ich mich setzen konnte.

Das Grinsen erlosch; der Lehrer verlor den Faden. Grunzend erklärte J., daß wir nun die Plätze getauscht hätten – von der einen auf die andere Seite –, und ver­tiefte sich umgehend in Ablativformen. Ich war von links gekommen (Ablativus separativus), saß nun jedoch rechts von ihm (Ablativus locativus). Nach einer allgemeinen Diskussion darüber, ob der Ablativ des Entfernens eine Präposition erforderte oder nicht, gingen wir zum Lehrbuch über. Und bald verlor Jago das Interesse an dem, was er verlangt hatte. Ich war gerettet.

Am selben Nachmittag wurde ich ins Jesperanto eingeweiht. Eingeweiht ist viel­leicht zu viel gesagt. J. bat mich, Sätze zu formulieren, die er in seiner Sprache wiedergab. Anfangs war es wichtig, daß ich durch Zuhören ein Gespür für die Eigenheiten seiner Sprache bekam, ich lernte Subjekt, Prädikat und Objekt zu erkennen sowie sonore Reize zu schätzen. Wir paukten geduldig. Die Sätze, die ich vorschlug, waren einfach: »Dieser Tisch ist rund«, »Du bist dumm«, »Jago ist dreihundertfünfzig Jahre alt« … Aber zunehmend wurden sie verwickelter (»Wenn ein Foul unter dem Korb begangen wird, kriegst du zwei Freiwürfe«, »Die Dame ist nicht wichtiger als ein Bauer«), und ab und zu arteten sie in rei­nen Nonsens aus (»Wo ist Gelb zuhause?«).

J. antwortete mit einer Munterkeit, die ich bisher nicht an ihm erlebt hatte. Nur einmal verfinsterte sich sein Blick. Und zwar nach der Frage »Was ist dein Va­ter?« Den Mund gegen den Handrücken gedrückt räusperte er sich, dann mur­melte er finster auf Schwedisch: »Unangenehm«. Anschließend erklärte er, un­ser Treffen sei zu Ende. Wir könnten ein anderes Mal weitermachen.

Seither sind viele Jahre vergangen. Heute erinnere ich mich an kein einziges Wort auf Jesperanto. Auch nicht an die pfeilförmigen Präpositionen, die J. ver­wendete. Ich erinnere mich nicht einmal, wieviel er mir beibrachte, bevor wir im Jahr darauf Abitur machten. Aber ich erinnere mich an eine Eigenheit seiner Sprache, die auf dem Papier entstanden und vom Tintendickicht verdeckt war. J. hatte keinen Begriff für das außerhalb Stehende vorgesehen.

»Hinter«, »jenseits«, »auf der anderen Seite« – es existierten keine Bezeichnun­gen für einen Platz oder Zustand außerhalb der Welt, die seine Sprache errichtet hatte. Auch wenn etwas Ähnliches von allen Sprachen behauptet werden kann, ihre Grenzen sind schließlich die Grenzen ihrer jeweiligen Welten, stellt jede von mehr als einer Person gesprochene Sprache Beziehungen her. Die Art, wie ein Mensch eine Sprache verwendet, ist nie identisch mit der eines anderen. Das verleiht gesprochenen Sprachen Relief – sie bekommen eine gewisse Rauheit. Da gibt es Spalten und undichte Stellen, Risse in der Fügung der Sätze, in de­nen sich das Versprechen anderer Anwendungsmöglichkeiten zu erkennen gibt. Jesperanto dagegen blieb eine Welt ohne Außenseite.

Möglicherweise war unsere damalige Wirklichkeit reich und vielfältig und un­überschaubar. Aber in J.s privater Sprache muß sie undurchdringlich erschienen sein, als etwas, das trotz seiner Mannigfaltigkeit nur in einem kolossalen Singu­lar behandelt werden konnte. Damals verstand ich es nicht, aber im nachhinein ist es für mich offensichtlich: Jesperanto war kein Versuch, sich abzuschirmen, sondern J.s Wunsch, in die Welt einzudringen. Seine Sprache bildete ein System von Wurzeln, die sich in alle Richtungen ausstreckten – immer unbändiger, im­mer verzweifelter. Wenn der Mensch einst Breiten- und Längengrade erfunden hatte, um den Erdball in Zeitzonen einzuteilen und Positionsbestimmungen zu vereinfachen, so war seine Sprache eher ein Unkraut, das wuchs und wuchs und sich zu einem einzigen Zweck ausdehnte: die Spalte zu finden, durch die es in die Welt hinein konnte.

»Sag’, was du hörst«, meinte J. nun, ohne zu wissen, was der Redakteur der Schü­lerzeitung später darüber denken sollte. »Danach kannst du Bericht erstatten.«

Eines Sommertags, viele Jahre nach dem Abitur, wir wohnten inzwischen beide im Ausland und hatten den Kontakt verloren, kehrte J. aus Bayreuth zurück. Statt klassische Sprachen an der Universität unserer Heimstadt zu studieren – alle, auch der Lateinlehrer, waren überzeugt, daß er mit 25 Professor sein würde –, hatte er sich entschieden, seiner wahren Leidenschaft zu frönen und in Süd­deutschland Operngesang zu studieren. Ein knappes Jahrzehnt nach unseren Argumenten für und wider den Selbstmord als Technik, ins Jenseits zu gelangen, erhängte er sich auf einem Spielplatz nicht weit vom Haus seiner Mutter.

Heute denke ich, daß J. nicht anders war als wir, sondern bloß eigen, unfähig, sich anderen Menschen so anzupassen, wie diese sich auf ihn einstellten. Am Ende muß er die Hoffnung auf einen Platz in der dichten Welt verloren haben.

Seit mich die Nachricht von J.s Hinscheiden erreichte – auf einem anderen Kon­tinent, in einer anderen Welt –, ist es, als hätten mich die Erinnerungen an ihn verlassen. Nur die Verlegenheit und das Tintendickicht haben seinen Tod über­dauert. Und mein schlechtes Gewissen darüber, nie Bericht erstattet zu haben.

Übrigens ist beim Ablativus separativus keine Präposition erforderlich. Und das Futurum exactum von esse in der dritten Person Singular lautet fuerit. Niemand kann sagen, wie das Verb auf Jesperanto lauten würde. Aber auf deutsch wäre es: »Er wird gewesen sein.«

(J.A. IN MEMORIAM)