Fragen der Zeitschrift Vi

1.iii.13

Gibt es ein besonderes Wort, das Ihnen mehr bedeutet als andere?

Unser Wort für »und«: och.

Welche Assoziationen weckt das Wort in Ihnen?

Es ist nur eine Silbe lang – aber welche Verbindungen es schafft. Ja und Nein, Himmel und Hölle, Du und Ich … »Und« hat weder Anfang noch Ende. Gleich dem Korallenriff fügt es nur hinzu, macht das Dasein reicher und komplizierter. »Und« ist die kürzeste Antwort auf die Fülle der Welt.

Denken Sie an die Brezel, die die Römer verwendeten: &. Sieht sie nicht aus wie ein Unendlichkeitszeichen im Profil? Ein kleiner Ewigkeitsbuddha. Aber zwei Spitzen ragen heraus. Als ob nicht einmal die Ewigkeit genug wäre, sondern das Wort sich für noch etwas öffnete – aufwärts und abwärts …

Kennen Sie den Ursprung des Worts?

Angeblich geht es auf ein urgermanisches Wort für »Zunahme« zurück, auka-. Reste davon findet man im Wort »auch«.

Wie finden Sie, klingt das Wort?

Wie eine kurze Explosion im Mund – ebenso schmerzvoll wie begehrenswert. Durch das o holt der Mund Luft, dann macht die Zunge einen Buckel und nach dem ch der Zündung breitet sich alles wieder in die Welt aus. Och fühlt sich an wie das Starten eines alten Volvos.

Ich komme nicht umhin, in dem Wort auch noch das wehmütige óch der Griechen zu hören, also unser ack, »ach« – als ob das Wort auch noch ein Seufzer wäre. Vielleicht jener, der zu hören war, als die Welt erschaffen wurde? In dem Falle ahmt der Mund den ersten Tag nach, jedesmal, wenn wir ihn öffnen.

Verwenden Sie das Wort oft?

Kein Tag ohne.

In welchem Zusammenhang?

Wenn es nicht genügt, zu schweigen.

Kennen Sie andere Autoren, die das Wort gern verwenden?

Sie müssen entschuldigen, aber was die Kollegen in den Mund nehmen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Was würden Sie sagen, welche Rolle spielt das Wort im heutigen Schweden?

Die unscheinbarste, aber wichtigste. Schweden darf gern eine Und-Gesellschaft sein.

Welches Wort wäre der absolute Gegenpol?

»Oder«, das nicht vereint, sondern trennt.

Wem würde es gut bekommen, das Wort öfter zu verwenden?

Oder-Menschen.