22 Fragen
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Fragebogen · lesenswert · SWR · 20. Februar 2014
Klappentext
1. Was ist für Sie das höchste Glück?
Wie manche Geschlechtsakte, gute Bücher, alle Menschen lässt sich auch Glück nicht vergleichen. (Okay, fast alle Menschen.)
2. Welches Werk der Weltliteratur hätten Sie gerne selbst geschrieben?
Die Confessiones von Augustinus, Baudelaires Les Fleurs du Mal oder die Gedichte von Emily Dickinson... Wie will man wählen, wenn es auf Kosten anderer Werke geht? Alle oder keins.
3. Hatten Sie schon einmal Mitleid mit einer Romanfigur?
Der hagere Ritter aus der Mancha tat mir immer schon leid. Dass Lektüre so viel Trübsal bringen kann, unfassbar.
4a. Mit welcher Romanfigur wären Sie gerne verheiratet?
In jungen Leserjahren war ich heillos in Salingers Franny verliebt, aber mit einer Figur aus Buchstaben verheiratet zu sein? Vergessen Sie’s. B und Y mögen ihre Reize haben, trotzdem sind mir die Rundungen und Versenkungen des Lebens lieber.
4b. Mit welcher auf keinen Fall?
Dulcinea von Toboso, um beim Don Quijote zu bleiben. Diese armselige Edeldame ist ja keine spanische Beatrice, sondern bloß eine frühe Variante dessen, was Alfred Hitchcock einst einen »MacGuffin« nannte. Wer will schon mit dem erzählerischen Mittel, eine Handlung voranzutreiben, liiert sein?
5. Was brauchen Sie unbedingt zum Schreiben?
Kopf, Sprache, Geduld.
6. Was stört Sie bei der Arbeit?
Kopf, Sprache, Ungeduld.
7. Was würden Sie sofort abschaffen?
Die Notwendigkeit, mit Büchern Geld verdienen zu müssen.
8. Was war Ihr schönster Lustkauf?
Reden wir lieber im Konjunktiv: Es wäre eine Zeitmaschine.
9. Haben Sie sich schon einmal gegoogelt?
Sehen Sie’s mir bitte nach, aber ich benutze nur Bing.
10. Lesen Sie Ihre Amazon-Rezensionen?
Amazoninnen-Rezensionen wären mir lieber.
11. Welches Wort verabscheuen Sie am meisten?
Ich finde manche Satzzeichen eigentlich schlimmer.
12. Welches historische Ereignis hätten Sie gerne miterlebt?
Übrige Stern- und Schäferstunden bei Seite: die unbefleckte Empfängnis. Wenn das nicht geht: die Entdeckung der Zukunft.
13. Hatten Sie eine glückliche Kindheit?
Zweifellos.
14. Wann haben Sie sich zum ersten Mal erwachsen gefühlt?
Dieses Gefühl kenne ich nur vom Hörensagen.
15. Wegen welcher Sünde kämen Sie in die Hölle?
Sie machen sich aber Sorgen.
16. Mit welcher Tugend kann man Sie dem Himmel empfehlen?
Was wollen wir denn da?
17a. Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Es schmerzt, aber Akkordeon werde ich nie gut genug spielen können.
17b. Welche noch nicht?
Wohl die Hoffnung, dass Hoffnungen sich lohnen.
18. Fernweh oder Heimweh – was plagt Sie häufiger?
Mich plagt eher das oder. Solange Fern- und Heimweh sich die Waage halten, ist das Leben vertretbar.
19. Wenn Sie ein Tier wären – welches?
Elefant!
(Ein grandioses Gedächtnis, dazu auch noch Fußsohlen, die eine Erbse auf dem Boden spüren würden. Der Elefant bewegt sich meistens langsam, dennoch empfindlich wie eine Ballerina. Wenn die Stunde sich nähert, um zu den ewigen Jagdgründen zu wandern, entzieht er sich noch dazu diskret, legt geduldig den notwendigen Abstand – oft Hunderte von Kilometern – zurück und findet schließlich Ruhe unter Artgenossen. Musterhaft.)
20. Die Vorstellung, im Jahr 2200 noch am Leben zu sein: schrecklich oder wunderbar?
Wunderlich, vielleicht auch schreckbar.
21. Was soll auf Ihrem Grabstein stehen?
Am schönsten wäre, ohne Grabstein auszukommen. (Zugegeben, »Warum?« wäre schon passend. Aber wenn Hammer und Meißel unbedingt zum Einsatz kommen müssen, bitte nur Name und Jahre, sonst nichts.)
22. Über welchem Buch würden Sie gerne sterben?
Da habe ich ein Leben lang Angst vor dem Sterben, und nun das? Wenn’s denn wirklich sein muss, lieber in einem Buch, oder?