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Klappentext

Seit ihren Anfängen sucht die Poesie daher die Nähe zum Rausch. Einst »Höhenflug« genannt, geht die Entzückung heute auch als »high« durch. Jemandem, der höhere Geisteszustände erreichen möchte, scheint jedes Mittel recht. Zum Zauber des Musenkusses sind inzwischen die Gedankengirlanden des Opiums, die Kicks des Kokains, das Happy Face von Ecstasy als Förderer hinzugekommen. Aber wo befindet sich die Poesie, wenn sie derart »außer sich« ist? Wie sieht eine Sprache des Kontrollverlusts aus? Und gibt es sie wirklich: die künstlichen Paradiese?

Gedichte, Prosa und Essays von Günter Blamberger, Mircea Cartarescu, Oswald Egger, Aris Fioretos, Christian Kracht, Mara lee, Lebogang Mashile, Agi Mishol, Ernst Osterkamp, Marion Poschmann und Jo Shapcott.

Auszug

»Man kann auch in die Höhe fallen, so wie in die Tiefe«
(Friedrich Hölderlin)

 

Vorwort

 

Was wäre die Dichtung ohne den Himmel? Keine Poesie ohne Jubel, Exaltation, Hingerissenheit. Inspiration und
Euphorie gehören zur Grundausstattung, das Streben in die Vertikale bleibt Programm. Seit ihren Anfängen sucht die Poesie daher die Nähe zum Rausch. Einst »Höhenflug« genannt, geht die Entzückung heute auch als »high« durch. Jemandem, der höhere Geisteszustände erreichen möchte, scheint jedes Mittel recht. Zum Zauber des Musenkusses sind inzwischen die Gedankengirlanden des Opiums, die Kicks des Kokains, das Happy Face von Ecstasy als bedenkliche Katalysatoren hinzugekommen. Aber wo befindet sich die Poesie, wenn sie derart »außer sich« ist? Wie sieht eine Sprache des Kontrollverlusts aus? Und gibt es sie wirklich: die künstlichen Paradiese?

Wenn das Beflügeltsein einen Schatten hat, dann ist es der Tiefsinn. Denn was wären die Worte ohne die Schwerkraft, diese Anziehung durch die Welt der irdischen Affekte und Gegenstände? Die Dichtung mag abheben, löst sich aber nie aus der Atmosphäre. Um mit dem schwedischen Nobelpreisträger Tomas Tranströmer zu reden: Es gibt Tage, an denen »ein Kilo 700 Gramm wiegt, nicht mehr«. Wären die restlichen 300 Gramm das Gewicht der Poesie?

 

(S. 9)

Inhalt

Aris Fioretos: Vorwort
S. 9

 

Ernst Osterkamp: Abenddämmerung
S. 11

 

Mircea Cărtărescu: Die Liebe
S. 19

 

Mara Lee: Der Hass und die Liebe (Auszug)
S. 33

 

Oswald Egger: So gesehen
S. 41

 

Lebogang Mashile: Bones / Knochen
Vulva Volcanoes / Vulkanische Vulven
S. 49

 

Agi Mishol: Ein Gedicht schreiben
/ Offenbarung
S. 61

 

Christian Kracht: Masahikos Traum vom Feuer
S. 75

 

Marion Poschmann: Hundenovelle (Auszug)
S. 85

 

Jo Shapcott: A Bubble Stem of Grace / Anmut in
einem Sprechblasenhals. Bodywork / Körperarbeit
I Tell the Bees / Ich teile Bienen mit
S. 93

 

Aris Fioretos: Kärleksförklaring till fröken Ur /
Liebeserklärung an Fräulein Uhr
Gänsehautelegie – Die Pilotin im Bad
S. 105

 

Günter Blamberger: Tonisches und Toxisches. Über Rausch und Kunst
S. 119

 

Marta Dopieralski: Noch einen Kurzen
S. 139

 

Beiträgerinnen und Beiträger
S. 144

Poetica V: Rausch. States of Euphoria.

Gedichte, Prosa, Essays · Tübingen: Konkursbuch Verlag, 2019 · Herausgegeben von Aris Fioretos · 152 Seiten

ISBN: 978-3-88769-698-6